Akita Club e.V. - Verein fuer den Akita & den American Akita
VDH

Bedeutung der Molekulargenetik in der Hundezucht

Die Molekulargenetik als Schlüssel zur Feststellung der tatsächlichen genetischen Vielfalt eines Akita bzw. der Rasse Akita?! Die Feststellung des „Inzuchtgrades“ eines Zuchttieres mit Hilfe der Molekulargenetik wäre für unsere Zucht von unschätzbarem Wert. Deshalb unterstützt der AC auch dieses Projekt der GKF, wobei der nachfolgende Bericht wieder einmal zeigt, wie wichtig die Zusammenarbeit zwischen Akita Club und Forschung ist. Es wäre ein großer Fortschritt, wenn wir auf diese Weise die Zuchtmöglichkeiten durch eine gezielte Auswahl von Zuchtpartnern verbessern könnten.

Ein neues Forschungsprojekt: Genetische Vielfalt der Hunderassen

(abgedruckt mit freundlicher Genehmigung von) Frau Dr. Helga Eichelberg

Jede Rassezucht kann für die gezüchteten Tiere Risiken bergen. Das gilt auch für die Hundezucht. Für einen erfahrenen Züchter ist dies eine Binsenweisheit, die allerdings gelegentlich gern verdrängt wird. Es ist aber vor allem eine voraussagbare biologische Gegebenheit, die man grundsätzlich nicht wirklich vermeiden kann. Dennoch kann man ihr wirkungsvoll entgegen arbeiten.

Rassezucht kann zu Problemen führen, weil sie letztendlich bei den gezüchteten Nachkommen eine hohe Reinerbigkeit anstrebt. Dies gilt für alle standarderwünschten Eigenschaften. Da es aber nicht möglich ist, ganz gezielt nur bestimmte Gene homozygot zu machen, besteht natürlich die Gefahr, dass auch Erbanla-gen, die Defekte kodieren, reinerbig werden, was dann schließlich zu einer Anhäufung von Krankheiten führen kann. Zusätzlich können bei einer hohen Reinerbigkeit bewährte Gene unwiederbringlich verloren gehen.

Rassezucht ist dennoch keineswegs als „auslaufendes Modell“ anzusehen. Ganz im Gegenteil: Da unser Wissen bezüglich möglicher Probleme zunimmt, können wir heute glücklicherweise viele Fehler vermeiden.

Es gibt zwei Möglichkeiten, die Gefahren der Rassezucht zu minimieren, nämlich einmal durch eine Art „Therapie“ und zum anderen durch „Prophylaxe“. Als „Therapie“ möchte ich hier die züchterische Bekämpfung auftretender genetischer Defekte bezeichnen, die in den Zuchtvereinen des VDH mit „gutem Erfolg“ betrieben wird. Wer den „guten Erfolg“ dieser Maßnahme anzweifelt, wendet entweder die falsche Zuchtstrategie an oder stellt an diese Zuchtmethode Ansprüche, die sie logischerweise nie erbringen kann, nämlich einen Defekt vollkommen auszumerzen. Das kann nicht funktionieren, denn mit den üblichen Selektionsmaßnahmen erreicht man natürlich nur die Merkmalsträger, während die Anlageträger unerkannt bleiben.

Die „Prophylaxe“ sollte dafür sorgen, dass es gar nicht erst zur Gefährdung einer Rasse kommt. Das bedeutet, eine zu hohe Reinerbigkeit und ein zu radikaler Genverlust muss bereits im Vorfeld erkannt und vermieden werden, um drohenden Inzuchtgefahren zu entgehen. Derartige prophylaktische Maßnahmen sind bisher in der Rassehundezucht eher vernachlässigt worden. Das war allerdings weniger ein nachlässiges Versäumnis, als der Mangel an hilfreichen Methoden, denn ein gefährlicher Inzuchtgrad lässt sich natürlich nur dann vermeiden, wenn man die Chance hat, ihn früh genug zu erkennen. Hierzu standen bisher zwei Schätzwerte zur Verfügung, nämlich die Berechnung des Inzuchtkoeffizienten und die des Ah- nenverlustkoeffizienten. Beide Zahlen sind für die Zucht zwar Orientierungshilfen, aber eben doch nur Schätzwerte, die auch zu falschen Schlüssen führen können.

Konkrete Hilfe ist zukünftig von der Molekulargenetik zu erwarten. Mit Hilfe von DNA-Analysen bietet sie die Möglichkeit einer genaueren Aussage über den Grad der Reinerbigkeit und somit über die tatsächliche genetische Vielfalt eines Individuums oder einer Rasse. Zu diesem Zweck wird die Gleichheit bzw. die Ungleichheit so genannter Mikrosatelliten überprüft.

Mikrosatelliten sind spezifische Chromosomenabschnitte, die im Prinzip zwar wie Gene aufgebaut sind, die aber nichts mit der Merkmalsausprägung zu tun haben, also nicht wie Gene funktionieren. Dennoch haben sie eine Gemeinsamkeit mit Genen: Sie sind nämlich ebenfalls Mutationen ausgesetzt, d.h. sie können sich verändern. Für die Bestimmung der genetischen Varianz werden nun die Mikrosatelliten der Chromosomenpaarlinge überprüft. Sind sie auf beiden Chromosomen identisch, so deutet dies auf einen hohen Grad an Homozygotie hin, während man andererseits bei unterschiedlichen Mikrosatelliten auf den Paarlingen auf eine größere genetische Vielfalt schließen kann. Die Untersuchung der Mikrosatelliten hat übrigens nichts mit dem Auffinden von Defektgenen zu tun, denn die Mikrosatelliten charakterisieren zwar ein Individuum, sie prägen aber keine Merkmale aus.

In der Zoologie wird die Analyse der Mikrosatelliten sehr erfolgreich bei der Aufstellung verwandtschaftlicher Beziehungen zwischen den verschiedenen Tierarten angewandt. Stammbäume, die bisher nur durch die Bestimmung phänotypischer Merkmale aufgestellt werden konnten, erhalten durch diese Methode eine höhere Sicherheit der Aussage.

In der Rassezucht sollte die Untersuchung der Mikrosatelliten ein weiteres praxisrelevantes Ziel verfolgen. Hier sollte es nämlich nicht genügen, dem Züchter oder den Zuchtvereinen zukünftig lediglich Aussagen über den genetischen Zustand seines Zuchttieres bzw. seiner Rasse an die Hand zu geben. Vielmehr sollte der Züchter in die Lage versetzt werden, züchterisch reagieren zu können, also eine stark eingeschränkte Reinerbigkeit durch wirkungsvolle Zuchtstrategien zu verbessern. Es nützt einem Zuchtverein wenig, zwar die genetische Situation seiner Rasse zu kennen, wenn er nicht gleichzeitig auch durch Zuchtmaßnahmen die Situation verbessern kann.

Um in diesem Bereich zukünftig erfolgreich zu sein, bedarf es noch der Klärung einiger offener wissenschaftlicher Fragen. Hierfür wurde ein umfangreiches Forschungsprojekt gestartet, das von der GKF finanziert wird und an dem die Herren Professoren Distl, Hannover; Epplen, Bochum und Fischer, Jena beteiligt sind. Das Ziel der Untersuchungen ist einerseits, die Überprüfung der genetischen Varianz der Hunderassen zu standardisieren und andererseits die praxisorientierte Zuchtberatung Erfolg versprechender und realisierbar zu gestalten.

Für das Forschungsprojekt werden die DNA-Profile von insgesamt neun Hundepopulationen erstellt, die unter speziellen Gesichtspunkten ausgesucht wurden. Folgende Rassen sind beteiligt:

  • Schnauzer

Sie repräsentieren drei gut gegen einander abgegrenzte Schläge, die Riesen- Mittel- und Zwergschnauzer. Wissenschaftliche Untersuchung: Herr Prof. Dr. Jörg Epplen, Humangenetik, Ruhruniversität Bochum

  • Akita Inu
  • Shar Pei
  • Chow Chow

Diese 3 Rassen gehören in die Gruppe der ältesten bekannten Hunde Wissenschaftliche Untersuchung: Herr Prof. Dr. Martin Fischer, Inst.f.Spezielle Zoologie u. Evolutions-biologie, Jena

 

  • Deutscher Boxer
  • Deutsche Schäferhunde
  • Hovawart

Es handelt sich um drei alte deutsche Rassen unterschiedlicher Populationsgröße Wissenschaftliche Untersuchung: Herr Prof.Dr. Ottmar Distl, Inst.f.Tierzucht u.Vererbungslehre, Hannover

Von je 50 Vertretern der Populationen wird Blut zur Erstellung der DNA-Profile verwendet. Mit Hilfe der Blutproben wird die genetische Variabilität der Rassen ermittelt. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen sollen dann zur Klärung weiterer Fragen dienen, die für die zukünftige Anwendung im praktischen Zucht- geschehen von Bedeutung sind.

Es steht außer Frage, dass die Rassehundezucht wiederum einen positiven Anschub bekommt, wenn die Möglichkeit besteht, eine Gefährdung der Zucht durch zu hohe Inzuchtgrade bereits im Vorfeld abwenden zu können. Dies würde sowohl die Wahl von Zuchtpartnern als auch die Strategie von Zuchtplänen erleich-tern und sicherer machen.

Wir werden Sie über den Fortgang der Untersuchungen auf dem Laufenden halten.

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